Von der RAW-Datei zum Schwarzweißbild

Hier beschreibe ich Schritt für Schritt den Werdegang einer Aufnahme der Bergkirche in Udenheim/Rheinhessen von der RAW-Datei zum Schwarzweißbild. Die Aufnahme entstand mit meiner Nikon D700 und dem AF-S 24-85 mm /f3,5 – 4,5 VR. Die Bearbeitung habe ich ausschließlich mit Photoshop Lightroom 4 vorgenommen.

Zunächst das Ausgangsbild (34 mm – f9.0 – 1/250s – ISO 200):

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Histogramm1

1. Bearbeitungsschritt: Belichtungskorrektur – 0,58

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2. Bearbeitungsschritt: Verzeichnung  und Vignettierung mittels Objektivprofil korrigieren

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3. Bearbeitungsschritt: Leichte Linksdrehung des Bildes um -1° anschließend Beschnitt

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4. Bearbeitungsschritt: Histogrammoptimierung –> Schwarzanteil verstärken

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5. Bearbeitungsschritt: Kontrast erhöhen

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6. Bearbeitungsschritt: Nochmalige Belichtungskorrektur um – 0,27

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7. Bearbeitungsschritt: Farbtemperatur von 4700 K auf 5000 K korrigieren

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8. Bearbeitungsschritt: Klarheit (+25), Dynamik (+10) und Sättigung (+5) – und fertig ist zunächst das Farbfoto.

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Histogramm2

Nun beginnt die Umwandlung in ein Schwarzweißbild:

1. Bearbeitungsschritt: Umwandlung des optimierten Farbfotos in schwarzweiß.

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Histogramm3

Ab hier beginnen die Bearbeitungsschritte, die für die Wirkung eines Schwarzweißbildes entscheidend sind, nämlich die Gewichtung der Ausgangsfarben. Das ist nötig, weil manche eigentlich unterschiedlichen Farben, zunächst einen ähnlichen oder sogar gleichen Grauton erhalten können. Durch die Gewichtung der Ausgangsfarben (heller/dunkler) und die Optimierung des Kontrastes erhält das Bild erst das Aussehen, das es als Schwarzweißbild attraktiv macht.

2. Beabeitungsschritt: Tonwert blau (Himmel) dunkler (-59%)

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3. Bearbeitungsschritt: Tonwert orange (Weinreben) heller (+44%)

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4. Bearbeitungsschritt: Tonwert gelb (Mauerkanten) dunkler (-62%)

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5. Bearbeitungsschritt: Kontrast erhöhen und nachschärfen

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Histogramm4

Damit ist das Schwarzweißbild fertig.

Diese kurze Beschreibung ist kein Allgemeinrezept für alle Motive und Bilder, soll aber tendenziell zeigen, worauf es bei der Konvertierung ankommt. Da Bearbeitungschritte, wie die hier gezeigten nicht von der Kamera geleistet werden können, wird deutlich, dass es immer noch der bessere Weg ist, ein Farbbild aufzunehmen. Zum einen weil es nicht sinnvoll ist, jedes Bild umzuwandeln, denn bei den meisten Motiven ist die Farbe ohnehin unverzichtbar, und zum anderen funktioniert die alles entscheidende Helligkeitsgewichtung der Ausgangsfarben nur bei der Bearbeitung am Computer.

Stehen keine RAW-Dateien zur Verfügung (Kompaktkamera), bietet sich zur Umwandlung der „Kanalmixer“ in Photoshop oder Photoshop elements an. Damit lassen sich zwar nicht direkt die Ausgangsfarben gewichten, wohl aber die Farbkanäle Rot, Grün und Blau, was auch sehr hilfreich ist. In Photoshop gibt es noch das Schwarzweiß-Tool zum Umwandeln wie zur Zeit der analogen Schwarzweißfotografie, mittels des virtuellen Einsatzes von Farbfiltern.

Wege zum Schwarzweißbild gibt es also viele und Probieren geht über Studieren.

12 Kommentare

  1. Hallo Georg, sehr schön beschrieben, alles worauf es ankommt. Ich habe mir einige Presets angelegt, die nutze ich meistens als Ausgangsbasis.
    lg pETRA

    1. Hallo Petra,
      Verschiedene Presets können den Workflow erheblich beschleunigen, und führen schnell zu brauchbaren Ergebnissen, wenn auch letztlich jedes Bild nach einigen individuellen Einstellungen verlangt.
      LG, Georg

  2. Eine Interessante Tuttorial . Die SW umwandlung macht mir manchmal viele Kopfzebrechen. Vieleicht mit deinem beschreibungn werde ich endlich dahinter kommen wieso immer wieder passiert das bei mir . Jetzt muss ich nur deine schriete befolgen und versuchen die zu verstehen 🙂
    So leicht wird das nicht sein aber eine Zielrichtung ist schon da …Danke!

    1. Es würde mich freuen, wenn diese Beschreibung ein wenig hilfreich ist. Nun ist natürlich jedes Bild anders und erfordert auch andere Maßnahmen, aber wichtig ist es eben, dass die Farben durch die Helligkeit der Grautöne gut differenziert wiedergegeben werden und auch der Kontrast muss ein wenig knackiger sein, als bei einem Farbbild. Hier ist mit etwas Feingefühl immer die richtige Balance zu finden.

      LG, Georg

  3. Sehr interessant deine Beschreibung; ich gehe ähnlich vor , allerdings kommt bei mir meistens die S/W-Umwandlung zuerst und danach erst nehme ich die Anpassungen bezügl. Belichtung, Kontrast, Klarheit u.s.w. vor – es sei denn, ich fertige eine farbige und eine S/W-Variante an, dann gehe ich vom „fertigen“ Farbbild aus und fange nicht nochmal von ganz vorne an. Manchmal verwende ich auch die Farbfilter, die Lightroom anbietet und passe es danach noch an .
    LG, Netty

  4. Sie sind ein Meister der schwarz-weißen Magie.
    Ich bin über die Stufen vor dem Turm der Winde in Athen „zu Ihnen gelangt“.
    Habe hunderte von Photographien dieses Marmor-Oktogons, das im Mittelpunkt
    eines work in Progress (Prosa/Gedichte) steht: Ihr Bild fasziniert mich am meisten.

    Ist es ursprünglich in Farbe aufgenommen worden?

    Mit herzlichem Gruß

    sander ort

    1. Danke für das große Lob! Ja es ist eine farbige Digitalfotografie, die ich per Software umgewandelt habe.
      Herzlicher Gruß aus Rheinhessen,
      Georg Dahlhoff

  5. Ein gutes Tutorial – es ist mit dem Druck auf den Button Schwarz/Weiß nicht getan. Grün und Rot hat den gleichen Grauwert – vielen ist das nicht bekannt und dadurch ist die Graustufenwiedergabe oft nicht besonders glücklich. Früher haben die Fotografen Farbfilter genutzt um dies auszugleichen – heute muss man – wie oben beschrieben selber Hand anlegen und ein paar Schieber betätigen – hat so viele Möglichkeiten – man muss sie nur nutzen!

    Sonntag – und jetzt muss ich auch noch so ein schweres ( 😉 ) Captcha lösen …

    1. Es stimmt, die Umwandlung in Schwarzweiß ist mehr als nur ein „Häkchen“ setzen. Zum Glück bietet die digitale Fotografie hier vielfältige Möglichkeiten der Nachbearbeitung, die der Fotograf früherer Tage bereits bei Aufnahme erkennen und einsetzen musste, ohne das Ergebnis überprüfen zu können. Da habe wir es heute doch leichter, auch wenn wir im Nachhinein immer noch gefordert sind. Unser Vorteil ist, dass wir bequem am Computer experimentieren können.

      LG, Georg

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